Der Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler hat heute etwa 100 Mitglieder, davon sind rund 20 aktive Musiker. Einige der Aktiven sind Kinder und Jugendliche. Daran richtet sich auch die Vereinsarbeit aus. Man macht nicht nur Musik, sondern ebenso wichtig ist Jugendarbeit mit einem breitgefächerten Angebot. Das richtet sich aber nicht nur an die Jugend im Verein selbst. Seit einigen Jahren beteiligt sich der Verein an der jährlichen Ferienspaßaktion der Stadt Wiesloch. Im Rahmen dieser Maßnahme besuchte man bereits zweimal das Indianermuseum in Bretten, im Jahr 2008 ging die Fahrt zum Biosphärenhaus mit Baumwipfelpfad in Fischbach im Pfälzer Wald, und im Jahr 2010 organisierte man ein Stadtführung für Kinder in der Stauferstadt Bad Wimpfen mit einem mittelalterlichen Mahl und Ritterspielen. Im Jahr 2011 steht Fußballgolf und Beachsoccer in der Pfalz auf dem Ferienspaß-Programm.
Das aktuelle musikalische Repertoire des Spielmanns- und Fanfarenzuges Frauenweiler reicht von sogenannter „alter Musik“ (Spielstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert) über die Naturton-Fanfarenmusik bis hin zu moderner Unterhaltungsmusik. Das setzt eine gute Aus- und Weiterbildung im musikalischen Bereich voraus. Neben dem Musikunterricht im Verein selbst können die aktiven Spieler jederzeit auch Lehrgänge und Kurse der Verbände, denen der Verein angehört, besuchen. Auf diese Weise können wichtige zusätzliche Qualifikationen erworben werden.
Eine gute Ausbildung zahlt sich natürlich aus. Als Gradmesser für die musikalische Leistungsfähigkeit des Vereins dürfen sicher die vielen guten Ergebnisse, die die Frauenweiler Musiker bei diversen Wertungsspielen erzielt haben, herangezogen werden. Dabei ist erwähnenswert, dass es sich bei etlichen Musikstücken, die im Bereich der reinen Fanfarenmusik erfolgreich bei Wertungsspielen eingesetzt wurden, um Eigenkompositionen handelt – Musik also, die im Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler selbst entstanden ist.
Als besonders glücklich für den Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler ist die Tatsache zu werten, dass der Verein seit vielen Jahren über eine stabile Vorstandschaft mit Anton Schneider an der Spitze verfügt (Anton Schneider führt den Verein seit 1986!). Diese Kontinuität zahlte sich bei zahlreichen Projekten des Vereins aus – angefangen beim Bau einer Garage mit zusätzlichem Stauraum für Vereinsinventar bis hin zu einem vereinseigenen Kleinbus, den sich der Verein (inklusive Ersatzbeschaffungen) seit vielen Jahren leisten kann. Das setzt aber auch eine gesunde wirtschaftliche Grundlage voraus. Da die Mitgliedsbeiträge des Vereins bewusst in einem sehr sozialen Rahmen gehalten werden, müssen noch andere Einnahmequellen erschlossen werden, um finanziell zu überleben. Das, was aus dieser Notwendigkeit heraus entstanden ist, füllt aber nicht nur die Vereinskasse des Spielmanns- und Fanfarenzuges, sondern es bereichert das Leben in Frauenweiler. Man denke nur an den Ostermarkt, das Sommerfest und an den Adventsbasar – all das sind Veranstaltungen des Spielmanns- und Fanfarenzuges Frauenweiler. Und seit kurzer Zeit gehört auch der Frauenweiler Weihnachtsmarkt dazu, den die Musiker zusammen mit der Feuerwehr Frauenweiler durchführen.
Zu Beginn eines jeden Jahres treffen sich die Vereinsmitglieder zu der Winterfeier. Man freut sich auf das Programm – stets eine gute Mischung aus musikalischen Vorträgen, gespielten Sketchen und Überraschungseinlagen. Einen breiten Raum nehmen immer auch die Ehrungen jener Personen ein, die für ihre Arbeit im Verein viel Zeit aufgewendet haben. Darüber hinaus erhält jedes aktive Mitglied ein Geschenk des Vereins als Dankeschön für das bei Proben und Auftritten gezeigte Engagement.
Was ist abschließend zu sagen? Dem Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler ist es gelungen, aus kleinen Anfängen heraus auf einem bestimmt nicht immer leichten Weg mit viel Durchhaltevermögen den heutigen Stand zu erreichen. Das ist ebenso ein Verdienst der „Männer der ersten Stunde“ wie das der Personen, die in dem Verein Verantwortung – gleich welcher Art – übernommen haben oder auch heute noch tragen. Dabei sind auch jene zu nennen, die aufgrund besonderer Verdienste um den Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden: Werner Oswald und Heinz Wiewecke, die den Verein ins Leben riefen und ihn mit viel persönlichem Einsatz durch die ersten Jahre führten sowie Adolf Förster, der in einer für den Verein schwierigen Zeit das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm und nach dem Ende seiner Amtszeit den Spielmanns- und Fanfarenzug wohlgeordnet an seinen Nachfolger übergeben konnte.
Die Geschichte des Spielmanns- und Fanfarenzuges Frauenweiler
Niemand, der etwas völlig neues ins Leben ruft, kann von vornherein sagen, ob sein Werk gelingt. So war auch die Gründung eines Spielmannszuges in Frauenweiler im Jahr 1969 durch die Frauenweiler Feuerwehrleute Werner Oswald und Heinz Wiewecke ein Wagnis mit offenem Ausgang. Aber was die beiden Gründer einmal begonnen hatten, setzten sie energisch und zielstrebig fort. Bald scharte sich eine große Zahl von musikbegeisterten Kindern und Jugendlichen um Werner Oswald und Heinz Wiewecke. Daher konnte der junge Musikzug – er war der Feuerwehr Frauenweiler angegliedert – noch im Jahr seiner Gründung die ersten Auftritte absolvieren. Das setzte erheblichen Übungsfleiß voraus. Dabei waren die Probenbedingungen der ersten Zeit nicht immer einfach. Schließlich mussten die benötigten Instrumente erst gekauft werden. Noch wichtiger war aber die Beschaffung der notwendigen Geldmittel. Hier zahlte sich die Beharrlichkeit und Überzeugungskraft der beiden Gründer aus, denn es gelang ihnen, von Freunden, Bekannten, Kollegen und auch von der Feuerwehr genügend Spenden für den Kauf der nötigen Instrumente zu erhalten.
Als zusätzlicher Ausbilder konnte bald auch Karl Eisenlohr gewonnen werden. Er leitete in Rauenberg den dortigen Feuerwehr-Fanfarenzug. Karl Eisenlohr bildete in Frauenweiler die Flötisten aus, Heinz Wiewecke lernte die Trommler ein und Werner Oswald übernahm die organisatorischen Aufgaben.
Eigeninitiative wie bei der Beschaffung der ersten Instrumente war auch bei der Ausstattung des Spielmannszuges mit einheitlicher Kleidung angesagt. Man kaufte Stoff, und etliche Musiker-Mütter nähten in wochenlanger Arbeit ärmellose Jäckchen sowie Röcke für die Mädchen. Die Jungen beschafften ihre Hose zunächst selbst. Bekleidet mit weißen (später gelben) Hemden, Hose oder Rock und den Jäckchen (alles dunkelblau) bildeten die Spielleute nun auch optisch eine Einheit.
Die Zusammenarbeit mit Karl Eisenlohr führte dazu, dass der Spielmannszug aus Frauenweiler und der Fanfarenzug aus Rauenberg gemeinsame Auftritte durchführten.
Auf einer Jugendfeuerwehr-Freizeit in Erbuch/Odenwald im Jahr 1973 wurde die Idee geboren, dem Spielmannszug Frauenweiler einen Fanfarenzug anzugliedern. Man fand hierfür bei der Feuerwehr ein offenes Ohr, und bald fuhren die ersten Fanfarenspieler aus Frauenweiler zur Probe nach Rauenberg. Und wie finanzierte man die Instrumente für den Fanfarenzug? Durch Eigenleistung natürlich – mit dem Sammeln von Altpapier.
Die junge Musikgruppe aus Frauenweiler hatte aus Kreisen der Feuerwehr und auch darüber hinaus sehr starken Zulauf. 1974 gehörten dem Spielmanns- und Fanfarenzug bereits über 50 aktive Musiker an. Dieses Eigenpotential führte schließlich dazu, dass der Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler und der Fanfarenzug Rauenberg eigenständige Wege gingen.
Mitte der siebziger Jahre erfuhr man in Frauenweiler, dass ein Musikzug aus der Nähe von Coburg einen Partnerverein hier in unserer Region suchte. Es handelte sich um den Spielmannszug des Turnvereins Ebersdorf. Die Spielleute aus Frauenweiler nahmen mit diesem Verein Kontakt auf, und man verstand sich auf Anhieb bestens. Es folgten Besuche in Ebersdorf und Gegenbesuche in Frauenweiler. Gute Kontakte entstanden auch auf privater Ebene. Leider rissen die Verbindungen nach einigen Jahren ab, weil der Spielmannszug TV Ebersdorf in personelle Nöte geriet und schließlich aufgelöst wurde.
Um den finanziellen Spielraum des Musikzuges zu erweitern, führte der Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler im Jahr 1974 erstmals ein Herbstfest in Frauenweiler durch. Schon die erste Veranstaltung wurde ein voller Erfolg. Auch die folgenden Feste wurden von der Bevölkerung begeistert angenommen. Dennoch stellte man die Herbstfeste im Jahr 1983 ein, denn der Verein hatte sich andere – und größere Ziele gesteckt. Im Jahr 1984 – zum 15jährigen Jubiläum – organisierten die Frauenweiler Spielleute ein großes Fanfarenzugtreffen im Rahmen des Kurpfälzischen Winzerfestes. Und zwei Jahre später führte man zum zweiten Mal (ers tmals 1979) ein Landestreffen der Spielmanns- und Fanfarenzüge Baden-Württembergs in Wiesloch durch. Dem entsprechenden Landesverband gehört der Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler seit 1975 an. Seit 1989 ist der Verein auch Mitglied im Kreisverband Rhein-Neckar des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg. Und auch die Fahnenschwinger des Vereins sind seit dem Jahr 2000 im Landesverband der Fahnenschwinger in Baden-Württemberg organisiert.
Nachdem für viele Mitglieder des Vereins die Doppelbelastung Feuerwehrdienst und Musikproben/Auftritte zu viel geworden war, trennten sich die Musiker im Jahr 1982 von der Feuerwehr. Seit dem 18. April 1982 gibt es daher den Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler als eigenständigen Verein.
Hinsichtlich der Vereinskleidung hatte sich bereits im Jahr 1979 etwas getan. In diesem Jahr wurde der Verein mit neuen Uniformen ausgestattet – einer Musikerkleidung in den Grundfarben blau-gelb, dazu gehörte als Kopfbedeckung ein Dreispitz. Seit 1988 besteht die Vereinskleidung aus blau-gelben Landsknechtsuniformen. Die Farben entsprechen nicht den Wieslocher Stadtfarben. Als farbliches Vorbild diente vielmehr das in der Manessischen Liederhandschrift dargestellte Wappen des Minnesängers von Wissenlo.
Am 29.06.2019 feierte der Spielmanns- und Fanfarenzug Frauenweiler e.V. sein 50. jähriges Jubiläum.
Für 50 Jahre Mitglieschaft wurden geehrt: Ludwig Kief, Jürgen Wiewecke, Andrea Fuchs, Helmut Kastner, Werner Oswald und Gunther Höfling. Hierfür ernannte sie der Verein zu Ehrenmitgliedern.
Eine besondere Ehrung wurde dem Ausbilder und musikalischen Leiter Helmut Boschert zu Teil. Hierzu waren Manfred Link vom Blasmusikverband Rhein-Neckar und Klaus Günther vom Verband der Spielmanns- und Fanfarenzüge Baden-Württemberg angereist. Für 50 Jahre aktive Mitgliedschaft erhielt Helmut Boschert Ehrenurkunden und goldene Ehrennadeln. Anschließend ernannte ihn der Verein zum Ehrenmitglied.